Standort
Das Chornitzer Haus steht inmitten des schönsten Marktplatzes unserer Heimat, des Zacharias-von-Neuhaus-Platzes in Telč. Die heutige Pracht der Stadt entstand in der Mitte des 16. Jahrhunderts, als das Dominium Telč von Zacharias von Neuhaus erworben wurde. Für die Stadt sowie die Burg beginnt ihre größte Blütezeit. Der aufgeklärte und reiche Magnat baut nach den Entwürfen des Architekten B. Maggi von Arogno seine gotische Burg um und baut das Renaissance-Schloss dazu. Die ins Schloss eingeladenen italienischen Handwerker helfen den Stadtbürgern bei dem Umbau ihrer gotischen Häuser zu eleganten Häusern mit Giebeln und Lauben.
Der historische Stadtkern, der die weiträumige Renaissance-Schlossanlage und den Marktplatz mit einem einzigartigen Ensemble von historischen Häusern im Renaissance- und Barockstill umfasst, behielt ganze Jahrhunderte lang sein originelles Erscheinungsbild aus der Zeit des Zacharias von Neuhaus. Die Stadt gewann auch dank der Tätigkeit der italienischen Architekten und Handwerken das italienische Flair. Nicht umsonst wird Telč Mährisches Venedig genannt. Die Stadt wurde 1992 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Geschichte
Die Geschichte des Hauses geht bis vor das Jahr 1530 zurück, als die Stadt Telč von einem verheerenden Brand heimgesucht wurde. Der erste nachgewiesene Besitzer dieses Hauses war Mertl oder Martin der Sensenschmied. Mertl der Sensenschmied, wie sein Name eigentlich verrät, gehörte der Zunft der Sensen- oder Sichelschmiede an. Mertl der Sensenschmied starb 1567 und vermachte das Haus in seinem Testament seinem Sohn Linhart dem Schneider. Linhart Mertl nahm an der Stadtverwaltung teil, seit 1560 war er ein Schöffe und in den Jahren 1580-1582 war er ein Stadtrichter.
Der nächste Besitzer, Jan Liškář, war ebenfalls ein Schöffe auf dem Rathaus. Auf der Glocke Hl. Jakob, die im Jahre 1603 gegossen wurde, finden wir unter den Namen anderer Schöffen auch den Namen von Jan Liškář. Im 1609 wurde das Haus an den Welschen Peter Alberto für 430 Schock verkauft. Petr Alberto war wahrscheinlich ein Nachkomme der Welschen, die um die Hälfte des 16. Jahrhunderts nach Telč wegen dem Schlossbau kamen. Peter Alberto war seit 1619 als Schöffe bzw. als Bürgermeister im Rathaus tätig. Er starb 1640 und laut dem Testament erhielt die Witwe Marie Magdalena Albertová das Haus.
Ein bedeutender Eigentümer des Hauses wurde 1734 Ondřej Hanusík, ein Händler mit Stoffen. Dieser sehr reiche Mann ließ die Marienkapelle in Štěpnice und 1727 die Statuengruppe Heilige Familie unter dem Großen Tor auf seine Kosten errichten. Im Jahr 1747 erwarb Martin Ignác Chornitzer das Haus. In den Jahren 1751-1760 war er ein Stadtsyndikus und dann mehrere Jahre lang Direktor des Herrschaftsguts Telč. Die Familie und die Nachkommen von Herrn Chornitzer lebten hier bis zum Jahr 1897. Also ganze 150 Jahre. Man kann sagen, dass diese Familie zur heutigen Pracht des Hauses am meisten beitrug.
Architektur
Das Haus steht auf einer relativ breiten und langen gotischen Parzelle. Es existierte bereits vor dem Jahr 1530. Aus dem gotischen Haus blieben nach dem Renaissance-Umbau beide Seitenmauer und die tiefe Mittelmauer erhalten. Vermutlich bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts stand hier die Laube. Die Durchfahrt wurde damals offensichtlich verlängert, wobei der Keller von dem mittleren Pfeiler unterwölbt wurde. Wann das Stockwerk gewölbt wurde, ist nicht klar.
Über den Umbau im Barockstil liegt nämlich keine einzige Aufzeichnung vor. Bei der Umgestaltung der Vorderfront um das Jahr 1740 wurde auch das Treppenhaus geändert und Öffnungen in der Stirnmauer wurden neu gestaltet. Im Jahr 1900 wurde ein neuer Dachstuhl abgebunden und die Fenster wurden ausgetauscht. Das Objekt zählt zum wertvolleren Teil der historischen Bürgerhäuser in der Innenstadt nicht nur wegen seiner prunkvollen Front, sondern vor allem wegen der erhaltenen historischen Struktur der Wohnungen sowie der Wirtschaftsräume. Sehr beträchtlich ist auch die Anzahl der im Haus erhaltenen architektonischen und historischen baulichen Elemente. Bedeutende bauliche, historische und architektonische Elemente: Hauptfront im Barockstil, Portal im Gotik- und Renaissancestil, Eingang in den Keller, Eingangsportal im Barockstil, gotisches Schulterbogenportal, Zargen und Tür im Barockstil, gemeißelte Pfeiler der Laube, Pfeiler des Gewölbes im hinteren Keller, Balkendecke, Barockgewölbe des unteren Saals, Wasserbehälter aus dem Jahr 1680.